Alle Schweizer Bundesbehörden

Artikel, Gestaffelte Sicherheitsvorsorge, News

Gestaffelte Sicherheitsvorsorge: Beherrschung von Auslegungsstörfällen, sodass ein Kernschaden verhindert wird (5/13)

Gemäss Auslegung soll ein Kernkraftwerk Störfälle, die aufgrund der Erfahrung während der Lebensdauer zu erwarten oder nach menschlichem Ermessen nicht auszuschliessen sind, soweit beherrschen, dass keine schwerwiegenden Auswirkungen in ihrer Umgebung auftreten. Diese Ereignisse werden unter dem Sammelbegriff Auslegungsstörfälle zusammengefasst.

ENSI-Defence_in_Depth_5

Für diese Störfälle ist zu zeigen, dass

  • die Sicherheitseinrichtungen die erwartete Wirksamkeit gegen Störfälle zeigen,
  • die Beanspruchungen der sicherheitstechnisch wichtigen Anlagenteile innerhalb des spezifizierten Rahmens bleiben und
  • dass die Auswirkungen in der Anlage und in der Umgebung nicht zu einer Verletzung der gesetzlich vorgegebenen technischen und radiologischen Kriterien gemäss Störfallverordnung führen.

Um dies nachzuweisen wird der Ablauf eines grossen Spektrums von Störfällen mittels Mo­dellrechnungen analysiert. Ein solches Vorgehen ist zulässig, sofern systematisch gerade jene Ereignisabläufe gesucht werden, welche die maximalen Beanspruchungen verursachen und maximale Anforderungen an die Anlage und die Sicherheitssysteme stellen (umhüllende Störfälle).

Zur Beherrschung von Auslegungsstörfällen ist in jedem Kernkraftwerk eine Reihe von Sicherheitssystemen vorhanden. Diese stellen sicher, dass die Anlage bei einer Störung möglichst automatisch in einen sicheren Zustand überführt wird und die grundlegenden Schutzziele eingehalten werden. Die wichtigsten Sicherheitssysteme sind:

  • Reaktorschutz- und Reaktorschnellabschaltsystem
  • Notkühlsysteme
  • Systeme zur Nachwärmeabfuhr
  • Containmentsysteme

Mit diesem Auslegungskonzept wird eine hohe Zuverlässigkeit der Sicherheitssysteme gewährleistet. Damit erreicht man eine hohe Sicherheit der Anlage gegen alle aufgrund der Erfahrung zu erwartenden und nach menschlichem Ermessen nicht auszuschliessenden Störfälle.

Um eine hohe Zuverlässigkeit von Sicherheitssystemen zu gewährleisten, erfolgt deren Instandhaltung präventiv. Das heisst: Bauteile von Sicherheitssystemen werden bereits vor Ende der erwarteten Lebensdauer vorsorglich ersetzt und nicht erst nach deren Versagen.

Zur Beherrschung von Auslegungsstörfällen sind neben den technischen Sicherheitssystemen auch geeignete Störfallvorschriften erforderlich, welche das Personal beim Auftreten von Auslegungsstörfällen unterstützen.

Die 5 Ebenen der gestaffelten Sicherheitsvorsorge

Anforderungsfall: Normalbetrieb

Ziel: Vermeidung von Betriebsstörungen

Systeme, Ausrüstungen und Massnahmen: Betriebssysteme einschliesslich der erforderlichen Versorgungssysteme und Leitanlagen

Anforderungsfall: Betriebsstörungen

Ziel: Beherrschung von Betriebsstörungen

Systeme, Ausrüstungen und Massnahmen: Begrenzungssysteme einschliesslich der erforderlichen Versorgungssysteme und Leitanlagen

Anforderungsfall: Auslegungsstörfälle

Ziel: Beherrschung von Auslegungsstörfällen, sodass ein Kernschaden verhindert wird

Systeme, Ausrüstungen und Massnahmen: Sicherheits- und Notstandsysteme einschliesslich der erforderlichen Versorgungssysteme und Leitanlagen

Anforderungsfall: Auslegungsüberschreitende Störfälle ohne schweren Kernschaden

Ziel: Beherrschung bestimmter auslegungsüberschreitender Störfälle

Systeme, Ausrüstungen und Massnahmen: Notfallsysteme und Notfallausrüstungen (präventive Notfallmassnahmen)

Anforderungsfall: Auslegungsüberschreitende Störfälle mit schwerem Kernschaden

Ziel: Begrenzung der Freisetzung radioaktiver Stoffe

Systeme, Ausrüstungen und Massnahmen: Notfallausrüstungen (mitigative Notfallmassnahmen)

Anforderungsfall: Schwere Notfälle mit grösserer Freisetzung radioaktiver Stoffe in die Umgebung

Ziel: Linderung der radiologischen Auswirkungen in der Umgebung

Systeme, Ausrüstungen und Massnahmen

  • Massnahmen zur Minimierung der Strahlendosis der Bevölkerung und des Personals

Dies ist der fünfte von 13 Teilen gestaffelten Sicherheitsvorsorge. Der nächste Teil behandelt das Reaktorschutzsystem

Dieser Artikel wurde am 30.11.2018 aktualisiert.

Themen