Aufsichtsbehörde und Betreiber von Schweizer Kernanlagen entwickeln die Sicherheitskultur weiter
Am 19. und 20. November 2024 fand in Bern das Country-Specific Safety Culture Forum Switzerland statt. Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Institutionen setzten sich mit der schweizerischen Landeskultur auseinander und untersuchten deren Einfluss auf die Sicherheits- und Aufsichtskultur von Kernanlagen. Ziel ist dabei, die Sicherheit und Sicherung stetig weiterzuentwickeln. Die Ergebnisse werden in einem Bericht festgehalten und öffentlich publiziert.
Gibt es eine Schweizer Kultur? Wenn ja, welches sind ihre Merkmale? Und welchen Einfluss haben sie auf die Sicherheits- und Aufsichtskultur der Schweizer Kernanlagen und Behörden? Genau um diese Fragen ging es am 19. und 20. November 2024 in Bern beim Country-Specific Safety Culture Forum (CSSCF) Switzerland. Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI), die Betreiber der Schweizer Kernanlagen und weitere Institutionen sind diese Fragen unter der Leitung und Moderation der internationalen Organisationen Nuclear Energy Agency (NEA) und World Association of Nuclear Operators (WANO) nachgegangen. Die Ergebnisse fliessen in einen Bericht der NEA ein und werden voraussichtlich im Sommer 2025 veröffentlicht.
«Neben der Technik haben auch die Menschen und die Organisationen, welche die Kernanlagen betreiben oder beaufsichtigen, einen entscheidenden Einfluss auf deren Sicherheit. Die Sicherheitskultur der Betreiberorganisationen und die Aufsichtskultur der Aufsichtsbehörden spielen dabei eine zentrale Rolle, wie vergangene schwerwiegende Nuklearunfälle deutlich gemacht haben», hält ENSI-Direktor Marc Kenzelmann fest.
Wie vergangene schwerwiegende Nuklearunfälle deutlich gemacht haben, hängt die Sicherheit von Kernanlagen nicht allein von der Technik ab. Kernanlagen sind komplexe soziotechnische Systeme. Neben der Technik haben auch die Menschen und die Organisationen, die diese Anlagen betreiben oder beaufsichtigen, einen entscheidenden Einfluss auf deren Sicherheit. Die Sicherheitskultur der Betreiberorganisationen wie der Aufsichtsbehörden spielt dabei eine zentrale Rolle.
Die Betreiber und Behörden sind jedoch ihrerseits auch Teil eines grösseren Ganzen. Der nationale und internationale Kontext und die Kultur unseres Landes bestimmen unser aller Denken, unsere Haltungen und Glaubenssätze und in der Folge unser Verhalten im Arbeitsalltag mit, und dies häufig auch, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Beim länderspezifischen Sicherheitskulturforum CSSCF geht es darum, den in einem Land tief verankerten Haltungen, Glaubenssätze und Verhaltensweisen nachzugehen und zu identifizieren, wie diese die Sicherheits- und Aufsichtskultur beeinflussen, im positiven, wie auch im negativen Sinne.
«Es ist uns gelungen, dieses Forum zu nutzen, um offen über die förderlichen, aber auch über mögliche negative Einflüsse der «Schweizer Kultur» auf die Sicherheitskultur und die Aufsichtskultur der Kernanlagen zu reflektieren», fügt Andreas Abegg, Präsident des ENSI-Rates, hinzu.
Die NEA, eine Unterorganisation der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), und die WANO haben das Forum entwickelt, um den Dialog über die Sicherheits- und Aufsichtskultur voranzutreiben und eine introspektive Reflexion durch die Teilnehmenden zu ermöglichen, deren Ergebnisse durch die NEA analysiert und in Form eines öffentlichen Berichts bereitgestellt werden Das Forum ist zweiteilig angelegt: In der ersten Phase werden Interviews mit einzelnen Personen aus den Aufsichts- und weiteren Organisationen sowie den Betreibern geführt. Erste Erkenntnisse daraus dienen in der zweiten Phase der Bereitstellung eines Szenarios von fiktiven, aber realitätsnahen Szenen. Diese wiederum werden in Arbeitsgruppen besprochen, mit dem Ziel, nationale kulturelle Merkmale zu identifizieren und ihren Einfluss auf die Sicherheits- und Aufsichtskultur zu reflektieren.
Vor der Schweiz (2024) haben bisher Japan (2023), Kanada (2022), Finnland (2019) und Schweden (2018) ein Country-Specific Safety Culture Forum durchgeführt.
Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI), die Eidgenössische Kommission für nukleare Sicherheit (KNS), die Betreiber der Schweizer Kernanlagen, das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und Vertretende der Kantone, Repräsentantinnen und Repräsentanten von Forschungsinstitutionen (Paul Scherrer Institut (PSI), École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL), Dienstleister in der Aufsicht (Schweizerischer Verein für technische Inspektionen (SVTI)) haben sich am Forum unter der Leitung und Moderation der NEA und WANO beteiligt.
Im Dezember 2012 verabschiedeten der ENSI-Rat und die Geschäftsleitung des ENSI einen Verhaltenskodex. Der Verhaltenskodex fasst die wichtigsten Grundsätze und Regeln für die für das ENSI tätigen Personen zusammen, um den guten Ruf, die Glaubwürdigkeit und das Ansehen des ENSI zu erhalten und zu stärken. Der Verhaltenskodex hat sich seit über 10 Jahren bewährt.
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