Mit dem Langzeitbetrieb der Kernkraftwerke (40 Jahre und mehr) stellt sich zunehmend die Frage nach der Versprödung des Reaktordruckbehälters. Annette Ramezanian, Leiterin des Bereiches Kernkraftwerke, gab am diesjährigen Technischen Forum Kernkraftwerke (TFK) einen Einblick in den Aufbau eines Reaktordruckbehälters. Sie erklärte, wie mittels ausgewerteten Materialproben die Versprödungstrendkurve für einen Reaktordruckbehälter bestimmt und so eine Prognose für die weiteren Betriebsjahre berechnet werden kann. Weiter führte sie aus, was Sprödbruch bedeutet, welche Effekte zur Versprödung eines Reaktordruckbehälters führen und wie seine Sprödbruchsicherheit überprüft wird. Schliesslich erklärte sie, wie das ENSI mit diesem Thema umgeht, indem sie unter anderem die verschiedenen Methoden zur Bestimmung der Übergangstemperatur vorstellte, mit welchen die Bruchzähigkeit des Materials ermittelt wird.
Was heisst Versprödung für den Langzeitbetrieb?
Das Schweizer Kernenergiegesetz kennt keine fixen Laufzeiten. Schweizer Kernkraftwerke dürfen so lange betrieben werden, wie sie die gesetzlichen Sicherheitsanforderungen erfüllen. Im Rahmen der periodischen Sicherheitsüberprüfung müssen sie einen Sicherheitsnachweis für den Langzeitbetrieb führen. Da mit dem Betrieb und daher mit zunehmendem Alter eines Kernkraftwerks die Versprödung des Reaktordruckbehälters zunimmt, ist der Sprödbruchsicherheitsnachweis ein zentrales Element des Langzeitbetriebsnachweises. In seiner Rolle als Aufsichtsbehörde erlässt das ENSI Richtlinien zur Durchführung der Sprödbruchsicherheitsnachweise, prüft und bewertet die Nachweise der Betreiber, verfolgt aktiv den Stand von Wissenschaft und Technik, überführt diesen in die Aufsichtstätigkeit und zieht bei Bedarf internationale Experten zur Bewertung hinzu.
Im Dialog bleiben mit Kritikern und Befürwortern
Auf Wunsch der involvierten Organisationen hat das ENSI am diesjährigen TFK ein Impulsreferat präsentiert. Über das Thema konnten die Teilnehmenden vorgängig abstimmen. Im Anschluss an das Referat informierte Marc Kenzelmann, Direktor des ENSI, über aktuelle Herausforderungen wie beispielsweise den Fachkräftemangel, die IT-Sicherheit oder neue Technologien. Zudem erläuterte er, dass die digitale Transformation und der Einsatz von künstlicher Intelligenz zunehmend auch in der Aufsichtstätigkeit an Relevanz gewinnen. In seinem Schlusswort sprach er den Anwesenden seinen Dank aus und betonte: «Für den sachlichen und konstruktiven Austausch zu Fragen der Sicherheit von Kernkraftwerken ist es für uns wichtig, mit Ihnen regelmässig in direktem Dialog zu stehen.»