Betroffenes Werk / Titel
KKW Beznau 2: Leckage an einem Messstutzen des Speisewasserbehälters einer Turbogruppe
Datum / Zeit
9. Mai 2024 / 11.55 Uhr
Sachverhalt
Am 9. Mai 2024 wurde während eines Anlagenrundgangs durch das Personal im Maschinenhaus des KKW Beznau am Speisewasserbehälter einer Turbogruppe des Blocks 2 eine Tropfleckage festgestellt. Jeder Reaktorblock besitzt zwei Turbogruppen mit einem dazugehörigen Speisewasserbehälter. Der Leckage-Bereich wurde abisoliert. Die Stelle befand sich an einer Schweissnaht eines nicht verwendeten Messstutzens. Das KKW Beznau nahm die betroffene Turbogruppe am 12. Mai 2024 für die Reparaturarbeiten ausser Betrieb. In der Folge wurde die Reaktorleistung auf 50 Prozent reduziert. Während der Reparaturarbeiten, welche durch den Sachverständigen des ENSI überwacht wurden, war der Speisewasserbehälter entleert und stand damit als Wasserquelle für das Hilfsspeisewassersystem nicht zur Verfügung.
Bei zahlreichen Störfällen ist zur Störfallbeherrschung eine temporäre Wärmeabfuhr über die Dampferzeuger notwendig. In diesen Fällen kann die Bespeisung der Dampferzeuger zur Kernkühlung durch drei verschiedene Sicherheitssysteme sichergestellt werden. Das Hilfsspeisewassersystem ist eines davon.
Nach Abschluss der Reparaturarbeiten nahm das KKW Beznau die Turbogruppe des Blocks 2 am 25. Mai 2024 wieder in Betrieb.
Einstufung (nach Richtlinie ENSI-B03)
INES: 0 (unterhalb der Skala)
Massnahmen des Betreibers
Das KKW Beznau führte eine Analyse durch, um die Ursache des Schadensmechanismus zu ermitteln. Ausserdem unterzog es während der Revisionsabstellung des Blocks 1 alle Stutzen an den Speisewasserbehältern dieses Blocks einer Prüfung. Anhand der Befunde wurde das bestehende Prüf- und Reparaturkonzept für die Speisewasserbehälter kontrolliert.
Massnahmen des ENSI
Das ENSI fordert das KKW Beznau auf, die gewonnenen Erkenntnisse aus den Untersuchungen der Speisewasserbehälter-Stutzen und aus der Überprüfung der Befunde sowie die Ursachenanalyse zu möglichen Schadensmechanismen einzureichen.
Beurteilung durch das ENSI
Während der Dauer der ereignisbedingten Reparaturarbeiten im Block 2 befand sich Block 1 in Revisionsabstellung. Dadurch standen verschiedene Querverbindungen zu Komponenten des Blocks 1 nicht zur Verfügung. Die Unverfügbarkeit von Komponenten im Block 2 und im Block 1 hatte insgesamt zur Folge, dass das Vorkommnis zu einer Erhöhung der Wahrscheinlichkeit für das Eintreten eines Kernschadens führte, die grösser als 1 zu 100 Millionen war. Die grundlegenden Sicherheitsfunktionen waren erfüllt. Das Vorkommnis hatte keine radiologische Auswirkung auf Personal, Anlage oder Umgebung.
Kriterien für die Aufschaltung auf der ENSI-Website
- Vorkommnis, das mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 1 zu 100 Millionen zu einem Kernschaden führt
Das ENSI informiert die Öffentlichkeit in seinem jährlichen Aufsichtsbericht über sämtliche meldepflichtige Vorkommnisse im Bereich der nuklearen Sicherheit. Über Vorkommnisse, die eines der folgenden Kriterien erfüllen, informiert das ENSI auf der Website laufend:
- INES-Stufe 1 oder höher,
- Auslösung von Sicherheitssystemen,
- Vorkommnis, das mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 1 zu 100 Millionen zu einem Kernschaden führt,
- Inkorporation radioaktiver Stoffe mit einer Folgedosis von mehr als 1 mSv.