Der Betrieb der schweizerischen Kernanlagen war im Aufsichtsjahr 2009 sicher. Die Kernkraftwerke (KKW) Leibstadt und Mühleberg wurden das ganze Jahr über sicher betrieben. Diesen beiden KKW bescheinigt das ENSI eine gute Betriebssicherheit. Lediglich eine ausreichende Betriebssicherheit bescheinigt das ENSI den KKW Beznau und Gösgen. Im Fall des KKW Beznau wird diese Bewertung mit einer unzulässigen Strahlendosis begründet, der zwei Mitarbeiter ausgesetzt waren (vgl. Medienmitteilung vom 13.01.2010). Dieses Vorkommnis ordnete das ENSI der Stufe 2 der von 0 bis 7 reichenden internationalen Ereignisskala INES zu. Gegen das KKW Beznau hat das ENSI als zuständige Strafbehörde von Gesetzes wegen ein Strafverfahren eröffnet. Die Ermittlungen sind noch im Gang.
Im Fall des KKW Gösgen kritisiert das ENSI den nicht sicherheitsgerichteten Umgang mit einem Mehrfachfehler. Dieses Vorkommnis ordnete das ENSI der INES-Stufe 1 zu. Zudem wurde dieses Vorkommnis vom Juni 2008 dem ENSI erst im März 2009 gemeldet. Die verspätete Vorkommnismeldung durch das KKW Gösgen hat das ENSI gemäss den gesetzlichen Vorgaben dem in dieser Sache zuständigen Bundesamt für Energie angezeigt. Ebenso kritisiert das ENSI die Qualität einzelner Berichte und Dokumente des KKW Gösgen, die entsprechend nachgebessert werden mussten. Aus diesen Gründen bewertet das ENSI die Sicherheit des KKW Gösgen im Jahre 2009 als lediglich ausreichend.
Insgesamt verzeichnete das ENSI im vergangenen Jahr 27 meldepflichtige Vorkommnisse, 25 davon hatten eine geringe Bedeutung für die nukleare Sicherheit. Diese wurden vom ENSI der INES-Stufe 0 zugeordnet. In den KKW verzeichnete das ENSI 22 meldepflichtige Vorkommnisse: elf in Beznau, drei in Gösgen, vier in Leibstadt und vier in Mühleberg. Im Zentralen Zwischenlager Würenlingen (ZWILAG) ereigneten sich drei meldepflichtige Vorkommnisse, in den Kernanlagen des Paul Scherrer Instituts (PSI) zwei. Das zweite Vorkommnis am PSI ist dem ENSI gegen Ende der Berichtsperiode gemeldet worden, weshalb es in der Medienmitteilung vom Januar 2010 noch nicht erwähnt war. Keine Vorkommnisse gab es in den Forschungsreaktoren der Universität Basel und der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne.
Die Mengen der an die Umgebung abgegebenen radioaktiven Stoffe lagen an den Standorten der Kernanlagen deutlich unter den behördlich festgelegten Grenzwerten. Der Strahlenschutz der Bevölkerung war somit jederzeit gewährleistet.
Wichtige Schritte zur Entsorgung radioaktiver Abfälle
Im Rahmen des Sachplans geologische Tiefenlager hat das ENSI die sechs von der Nagra vorgeschlagenen möglichen Standortgebiete für ein Tiefenlager geprüft. In seinem Gutachten, das am 26. Februar 2010 veröffentlicht wurde, stimmt das ENSI dem Vorschlag der Nagra zu und empfiehlt, die sechs Gebiete in der nächsten Etappe weiter zu betrachten.
Im ZWILAG wurden 2009 zwei Kampagnen zur Verbrennung und Einschmelzung von radioaktiven Abfällen durchgeführt. Dabei wurden gegen 1 000 Abfallfässer verarbeitet. Das ENSI erteilte der ZWILAG die Freigabe zum uneingeschränkten Betrieb der Plasma-Anlage.
ENSI-Rat hat neuen Direktor gewählt
An seiner Sitzung vom 1. April 2010 hat der ENSI-Rat Dr. Hans Wanner (55) zum neuen Direktor des ENSI gewählt. Seine Wahl erfolgte nach sorgfältiger Prüfung externer und interner Kandidaten. Der scheidende Direktor, Dr. Ulrich Schmocker, hatte Mitte 2009 seine Demission aus Altersgründen eingereicht. Der neue Direktor, der zurzeit als Leiter der Abteilung Entsorgung am ENSI tätig ist, wird sein Amt auf den 1. September 2010 antreten.
Berichte auch im Internet
Die veröffentlichten Berichte (Aufsichtsbericht, Erfahrungs- und Forschungsbericht, Strahlenschutzbericht) sind beim ENSI in Brugg erhältlich. Sie können aber auch auf der Website ensi.admin.ch heruntergeladen werden.
Das ENSI überwacht die nukleare Sicherheit und die Sicherung der Schweizer Kernanlagen, erstellt die Sicherheitsgutachten im Rahmen des Sachplanverfahrens für geologische Tiefenlager und beurteilt die Rahmenbewilligungsgesuche für die neuen Kernkraftwerke. Als unabhängige öffentlich-rechtliche Anstalt ist das ENSI direkt dem Bundesrat unterstellt.
Weitere Informationen
- Aufsichtsbericht 2009
- Erfahrungs- und Forschungsbericht 2009
- Strahlenschutzbericht 2009