Der anlageexterne Notfallschutz kommt dann zum Einsatz, wenn trotz aller Massnahmen der vorangehenden Sicherheitsebenen eine grössere Freisetzung radioaktiver Stoffe in die Umgebung nicht ausgeschlossen werden kann. Ziel der Massnahmen auf der Sicherheitsebene 5 ist der Schutz der betroffenen Bevölkerung. Es geht darum, die aus einer Freisetzung radioaktiver Stoffe resultierende Strahlendosis möglichst gering zu halten.
Einige wichtige Massnahmen auf der Sicherheitsebene 5 werden nachfolgend skizziert:
Eine umfassende Notfallorganisation, die alle wichtigen Entscheidungsträger und Vollzugsorgane von Bund, Kantonen und Gemeinden sowie des betroffenen Kernkraftwerks, des ENSI und die Nationale Alarmzentrale (NAZ) einschliesst. Der leitet den Einsatz der nationalen und internationalen Ressourcen und bereitet die Entscheide des Bundesrates vor.
Mit dem vom ENSI betriebenen MADUK-Netz (Messnetz zur automatischen Dosisleistungsüberwachung in der Umgebung der Kernkraftwerke) wird die aktuelle Strahlendosisleistung in der Umgebung der Kernkraftwerke rund um die Uhr gemessen. Die Messdaten werden automatisch zum ENSI übertragen und ausgewertet. Damit kann jederzeit eine Dosisleistungserhöhung in der Umgebung der Kernkraftwerke festgestellt werden. Im Notfall dient das Messsystem auch als Hilfe zur Einschätzung möglicher Massnahmen. Das MADUK-System besteht aus insgesamt 57 Immissionsmessstationen, die im Umkreis von rund sechs Kilometern um die Schweizer Kernkraftwerke und um das Paul Scherrer Institut aufgestellt sind. Die Messsonden des MADUK-Systems komplettieren und ergänzen das gesamtschweizerische Messnetz NADAM (Netz für die automatische Dosisleistungsalarmierung und –messung), das weitere 58 Messstationen – verteilt über die ganze Schweiz – zählt.
Die Aufgaben des ENSI im Notfall:
Es orientiert die NAZ unverzüglich über Ereignisse in schweizerischen Kernanlagen.
Es erstellt Prognosen betreffend Entwicklung des Störfalles in der Anlage, möglicher Ausbreitung der Radioaktivität in der Umgebung und deren Konsequenzen.
Es beurteilt die Zweckmässigkeit der vom Betreiber der Kernanlagen getroffenen Massnahmen betreffend Schutz von Personal und Umgebung.
Es berät das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS) und den Bundesstab Bevölkerungsschutz (VBSTB) bei der Anordnung von Schutzmassnahmen für die Bevölkerung.
Hierfür betreibt es einen eigenen Pikettdienst und stellt eine eigene interne Notfallorganisation sicher.
Im Ernstfall ist es entscheidend, dass die Notfallorganisation und die Bevölkerung rechtzeitig aufgeboten beziehungsweise informiert werden. Dazu ist ein Alarmierungskonzept entwickelt worden, das im Wesentlichen aus folgenden Elementen besteht:
Eine „Warnung“ wird ausgelöst, wenn sich in einem Kernkraftwerk ein Unfall ereignet hat, ohne dass eine unmittelbare Gefahr für die Bevölkerung besteht. Sie bezweckt die rechtzeitige Erstellung der Bereitschaft zur Alarmierung sowie der Einsatzbereitschaft der von allfälligen späteren Anordnungen betroffenen Stellen des Bundes, der Kantone und der Gemeinden.
Mit dem „allgemeinen Alarm“ wird die Bevölkerung zum Radiohören aufgerufen. Er wird ausgelöst, wenn ein Störfall sich so entwickelt, dass eine gefahrbringende Abgabe radioaktiver Stoffe an die Umwelt möglich ist. Der „allgemeine Alarm“ kann mehrmals zur Ankündigung von Verhaltensanweisungen oder amtlichen Mitteilungen ausgelöst werden, die unmittelbar nach dem Alarm über Radio verbreitet werden. Mögliche Verhaltensanweisungen:
Schutzmassnahmen vorbereiten (zum Beispiel Kaliumiodidtabletten bereitstellen)
Schutzmassnahmen vollziehen (zum Beispiel Keller/Schutzraum aufsuchen, Kaliumiodidtabletten einnehmen)
Das Alarmierungszeichen „allgemeiner Alarm“ sowie dessen Bedeutung sind auf der Webseite des BABS beschrieben und werden anlässlich des jährlichen Sirenentests der Bevölkerung in Erinnerung gerufen.
Die Arbeitsgruppe unter der Leitung des Bundesamtes für Energie BFE und der Mitarbeit aller in einem Notfall betroffenen Bundesorgane (einschliesslich ENSI) sowie der Kantone überprüfte den Notfallschutz in der Schweiz und zeigte Verbesserungsmöglichkeiten auf. Im Bereich des nationalen Notfallmanagements wurden das Referenzszenario für die Notfallschutzplanung neu festgelegt und der Radius der Vorverteilung von Jodtabletten um die Kernkraftwerke auf einen Radius von 50 Kilometer erhöht.
Anforderungsfall: Normalbetrieb
Ziel: Vermeidung von Betriebsstörungen
Systeme, Ausrüstungen und Massnahmen: Betriebssysteme einschliesslich der erforderlichen Versorgungssysteme und Leitanlagen
Anforderungsfall: Betriebsstörungen
Ziel: Beherrschung von Betriebsstörungen
Systeme, Ausrüstungen und Massnahmen: Begrenzungssysteme einschliesslich der erforderlichen Versorgungssysteme und Leitanlagen
Anforderungsfall: Auslegungsstörfälle
Ziel: Beherrschung von Auslegungsstörfällen, sodass ein Kernschaden verhindert wird
Systeme, Ausrüstungen und Massnahmen: Sicherheits- und Notstandsysteme einschliesslich der erforderlichen Versorgungssysteme und Leitanlagen
Anforderungsfall: Auslegungsüberschreitende Störfälle ohne schweren Kernschaden
ENSI publiziert Revision der Richtlinie ENSI-A06 «Probabilistische Sicherheitsanalyse (PSA): Anwendungen»
Das ENSI hat die Richtlinie ENSI-A06 «Probabilistische Sicherheitsanalyse (PSA): Anwendungen» punktuell revidiert und nun veröffentlicht. Die Revision der Richtlinie umfasst eine Präzisierung für die risikotechnische Beurteilung von temporären Änderungen der Technischen Spezifikation (Kap. 6.3.3 Bst. e) sowie eine Bestimmung zur Erstellung einer Liste von einer bestimmten Teilmenge von Komponenten, die spezifisch anhand der PSA als…
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Deutsch-Schweizerische Kommission tauscht sich über Tiefenlager und Langzeitbetrieb aus
Die Deutsch-Schweizerische Kommission traf sich am 18. und 19. Dezember 2024 zur Hauptsitzung in Locarno. Der Fokus der Gespräche lag auf der Einreichung des Rahmenbewilligungsgesuchs für ein Tiefenlager. Weitere Themen waren die neuen Richtlinien und die regulatorischen Entwicklungen.
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Der ENSI-Rat informierte sich über die nukleare Sicherheit in Finnland und Schweden
Im Herbst 2024 traf sich der ENSI-Rat mit der finnischen Behörde für Strahlenschutz und nukleare Sicherheit (STUK) und der schwedischen Behörde für Strahlenschutz (SSM). Zudem stand in Finnland ein Besuch der Kernkraftwerke am Standort Olkiluoto auf dem Programm. Das wesentliche Ziel der Gespräche mit den Aufsichtsbehörden lag in der generellen Diskussion des Langzeitbetriebs von Kernkraftwerken…
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ENSI publiziert Neuausgabe der Richtlinie ENSI-B09 «Ermittlung und Aufzeichnung der Dosen strahlenexponierter Personen»
Das ENSI hat die Neuausgabe der Richtlinie ENSI-B09 veröffentlicht. Mit der Neuausgabe wurden die Harmonisierung mit aktuellen internationalen Grundlagen, Anpassungen an die Aufsichtspraxis sowie die Regelung spezifischer Aspekte bei der Stilllegung von Kernanlagen umgesetzt.
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Aufsichtsbehörde und Betreiber von Schweizer Kernanlagen entwickeln die Sicherheitskultur weiter
Am 19. und 20. November 2024 fand in Bern das Country-Specific Safety Culture Forum Switzerland statt. Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Institutionen setzten sich mit der schweizerischen Landeskultur auseinander und untersuchten deren Einfluss auf die Sicherheits- und Aufsichtskultur von Kernanlagen. Ziel ist dabei, die Sicherheit und Sicherung stetig weiterzuentwickeln. Die Ergebnisse werden in einem Bericht festgehalten…
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Gesamtnotfallübung 2024: Notfallschutz bei einem KKW-Unfall sichergestellt
Am 5. und 6. November hat das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI an der Gesamtnotfallübung 2024 teilgenommen. Dabei hat es die Prozesse der ENSI-Notfallorganisation sowie die Zusammenarbeit mit weiteren involvierten Partnern des Bevölkerungsschutzes überprüft.
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ENSI nimmt an Gesamtnotfallübung 2024 teil
Nächste Woche nimmt das ENSI vom 5. bis 7. November an einer Gesamtnotfallübung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz BABS teil. Zur Übung gehören unter anderem Helikopterflüge in der Nähe des Kernkraftwerks Gösgen sowie der Einsatz von Messequipen. Der Übung liegt ein frei erfundener Vorfall in einem Kernkraftwerk zugrunde. Ein solcher Notfall löst diverse Handlungen aus, welche…
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ENSI publiziert neue Brandschutz-Richtlinie
Das ENSI hat die Richtlinie ENSI-G18 veröffentlicht. Sie ersetzt die Richtlinie HSK-R-50. Damit regelt das ENSI die Anforderungen an den Brandschutz in Kernanlagen neu.
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IAEA-Generalkonferenz 2024: «Das ENSI steht für eine Stärkung der globalen nuklearen Sicherheit und Sicherung ein»
Das ENSI nahm an der 68. Generalkonferenz der Internationalen Atomenergie-Agentur IAEA vom 16. bis 20. September 2024 in Wien teil. Unter dem Motto «Nachhaltigkeit und Sicherheit für eine bessere Zukunft» versammelten sich in diesem Jahr mehr als 150 Mitgliedsstaaten, um über die aktuellen Herausforderungen und zukünftigen Perspektiven der Kernenergie zu diskutieren.