Der schwere Reaktorunfall im japanischen Fukushima bestimmte die Arbeiten des ENSI im Jahr 2011 massgeblich. Die Analyse des Unfalls, die Ableitung geeigneter Massnahmen zur Erhöhung der Sicherheit, die Mitarbeit in nationalen und internationalen Gremien und die Beteiligung am EU-Stresstest sind nur einige Beispiele, die in diesem Zusammenhang zu nennen sind.
Zugleich hat das ENSI auch die Forschung ausgeweitet. So umfasste die Forschung im Jahr 2011 sechs Projekte mehr als im Jahr davor. „Dies unterstreicht die gestiegene Bedeutung der Forschung für die Erstellung des Regelwerks, den Kompetenzerhalt und die internationale Vernetzung“, sagt Ralph Schulz, einer der Autoren des Erfahrungs- und Forschungsberichts 2011 und Leiter des Fachbereichs Sicherheitsanalyse beim ENSI.
Forschungsprojekte prägen Richtlinien
Die Überarbeitung des ENSI-Richtlinienwerks wurde im Jahre 2011 weitergeführt. Dabei flossen auch Erkenntnisse aus der Forschung in ENSI-Richtlinien ein. Besonders erwähnenswert ist dabei die Erarbeitung der ENSI-Richtlinie B01. Sie regelt die Anforderungen an die Alterungsüberwachung von Bauwerken sowie elektrischer und mechanischer Ausrüstungen. Das am Forschungszentrum Dresden-Rossendorf durchgeführte Projekt Bruchmechanik beschäftigt sich mit der Versprödung im Stahl des Reaktordruckbehälters, die durch Neutronen aus dem Reaktorkern hervorgerufen wird. Die Ergebnisse dieses Forschungsprojekts führten dazu, dass die Anwendung der sogenannten Masterkurve-Methode in der Richtlinie ENSI-B01 angepasst wurde. Diese Methode dient der Überprüfung der Sprödbruch-Sicherheit. Erkenntnisse des Paul Scherrer Instituts zur Entstehung und zum Wachstum von Korrosionsrissen (Forschungsprojekt KORA) flossen ebenfalls in die Richtlinie ein. KORA beschäftigt sich mit Alterungsvorgängen an Stahlkomponenten des Primärkreislaufs.
Entsorgungs-Themen gewinnen an Bedeutung
Die Entsorgung der radioaktiven Abfälle ist ebenfalls ein zentrales Thema in der vom ENSI unterstützten Forschung. Parallel zur laufenden zweiten Etappe des Sachplanverfahrens werden in mittlerweile neun Forschungsprojekten sicherheitstechnisch wichtige Fragen behandelt. Sie betreffen die Bewirtschaftung der Abfälle, die Charakterisierung des Wirtsgesteins, die Auslegung und Überwachung eines Tiefenlagers sowie Vorgänge in und um ein Tiefenlager, die dessen Sicherheit beeinträchtigen könnten.
Es ist vorgesehen, die Forschung im Bereich der Entsorgung auch in den kommenden Jahren noch weiter zu verstärken, da mit Fortschreiten des Sachplanverfahrens die Bedeutung einer unabhängigen Expertise durch das ENSI immer grösser wird: Neben der Felsmechanik stehen Modellrechnungen zu hydromechanischen Prozessen im Vordergrund, also das Verhalten von Flüssigkeiten und Gasen und deren Auswirkungen im Umfeld eines geologischen Tiefenlagers. Um ausserdem die langfristige Erosion im Alpenvorland mit Hinblick auf die geologische Tiefenlagerung besser beurteilen zu können, plant das ENSI ein verstärktes Engagement bei der Altersbestimmung von Ablagerungen des Eiszeitalters.
Zusammengefasst liefern die Resultate der regulatorischen Sicherheitsforschung, der internationale Erfahrungsaustausch und die Erkenntnisse aus Vorkommnissen in ausländischen Kernanlagen einen wichtigen Beitrag, um die bisherigen und die neuen Aufgaben optimal wahrnehmen zu können.