Können in den vorgeschlagenen Standortgebieten tektonische Verwerfungen für einen Zeitraum von 100 000 oder gar einer von 1 000 000 Jahren wirklich sicher ausgeschlossen werden?
Beantwortet von KNS
Für geologische Tiefenlager werden gezielt tektonisch nicht oder wenig beanspruchte Gebiete gesucht. Die von der Nagra vorgeschlagenen Standortgebiete erfüllen mit Ausnahme des Wellenbergs diese Bedingung.
Bei der Erarbeitung von geologischen Prognosen wird wie folgt vorgegangen: Zunächst werden alle erfassbaren Beobachtungen aus einer bis weit über 100 Millionen Jahre zurückreichenden Vergangenheit zusammengetragen. Daraus ergibt sich eine geologische Geschichte; diese wird dann in die Zukunft extrapoliert. Eine absolute Garantie, dass keine tektonischen Störungen über einen Zukunftszeitraum von 1 Million Jahren erfolgen, kann damit aber nicht gegeben werden. Man kann aber Bedingungen angeben, unter denen die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten tektonischer Störungen gering ist. Künftige Spannungsumlagerungen im Untergrund werden sich in erster Linie entlang jener tektonischen Störungen manifestieren, die bereits in der Vergangenheit aktiv waren. Deshalb ist es für Prognosen von sehr grosser Bedeutung, dass man diese Störungen kennt. Man muss ausschliessen können, dass in einem Standortgebiet grössere Störungen vorhanden sind, die eine Gesteinsscholle mit einem möglichen Tiefenlager durchschlagen. Dieser Nachweis kann anhand der geologischen Geschichte eines konkreten Gebietes geführt werden. Dazu sind gezielte Felduntersuchungen erforderlich. Ist dieser Nachweis erbracht, besteht kein Grund zur Annahme, dass eine bisher verschonte Gesteinsscholle von künftigen tektonischen Störungen betroffen wird.