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ENSI erstellt einzelne Verläufe zu den radioaktiven Abgaben der Schweizer Kernkraftwerke

Die Schweizer Kernkraftwerke halten die Grenzwerte für Abgaben von radioaktiven Stoffen ein. Dies zeigen die Berichte und die bilanzierten Daten, die das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI jährlich veröffentlicht. Ein Einblick in die Abluftdaten am Kamin der Kernkraftwerke zeigt Details.

Im Betrieb von Kernkraftwerken werden kleine Mengen an radioaktiven Stoffen an die Luft und an Fliessgewässer abgegeben. Diese Abgaben sind für jede Anlage streng begrenzt, damit die Folgedosis für Mensch und Umwelt in der Umgebung der Kernkraftwerke unter den geltenden Richtwerten bleibt.

Mit Inspektionen überprüft das ENSI regelmässig, ob der Betreiber die radioaktiven Abgaben richtig misst, korrekt bilanziert und die Berichterstattung entsprechend den Vorgaben des ENSI erfolgt.

Die Abgaben über den Luftpfad werden durch die kontinuierliche Messung der Radioaktivitäts-Konzentration mit Monitoren am Abluftkamin erfasst. Werden voreingestellte Warn- und Alarmschwellen erreicht, wird dies im Kommandoraum der Anlage angezeigt und es werden geeignete Gegenmassnahmen ausgelöst.

Einzelne dieser Messsignale werden vorsorglich online für eventuelle Schutzmassnahmen bei schweren Störfällen an das ENSI übermittelt. Für die laufende Aufsicht sind diese Daten nicht relevant. Sie werden deshalb ähnlich wie Daten aus der Videoüberwachung öffentlicher Räume vom ENSI weder ausgewertet noch archiviert.

Keine neuen Erkenntnisse

Weil aber ein Bürger unter Berufung auf das Öffentlichkeitsgesetz Einsicht in die Abluftdaten verlangt hatte, hat das ENSI in diesem Fall entschieden, die bei den Kernkraftwerken archivierten Daten zu beschaffen und zu veröffentlichen.

Die verlangten Datensätze für die Zeiträume vom 26. März bis 25. April 2013 (Kernkraftwerk Mühleberg), vom 7. bis 13. Oktober 2013 (Kernkraftwerk Leibstadt) und vom 8. Februar bis 10. März 2014 (alle Kernkraftwerke) bestätigen, dass die Abgabelimiten jederzeit eingehalten wurden. Georges Piller, Leiter des Fachbereichs Strahlenschutz, erklärt: „Diese Datensätze zeigen den Verlauf einzelner Nuklidgruppen für beschränkte Zeitintervalle. Die Gesamtmenge der jährlichen radioaktiven Abgaben ist im Strahlenschutzbericht des ENSI publiziert“.

Die publizierten Werte belegen, dass die Abluftkamin-Emissionen stets innerhalb des bewilligten Bereichs lagen. Die Messwerte liegen so tief, dass sie teilweise unterhalb der Nachweisgrenze liegen. Mit Werten unterhalb der Nachweisgrenze lässt sich nicht einmal belegen, dass die Abgaben grösser als Null waren. Die verwendeten Messeinrichtungen sind ausgelegt auf die Erfassung grosser Abgaben bei einem Störfall. Entsprechend ist deren Messgenauigkeit im Normalbetrieb relativ gering.

Deshalb hält es das ENSI für fachlich seriöser, die Öffentlichkeit über die qualitätsgesicherten Werte der bilanzierten Abgaben zu informieren statt über Messwerte einer Notfallinstrumentierung, deren Aussagekraft im Normalbetrieb beschränkt ist.

Unabhängige Überwachung

Das ENSI überwacht die Radioaktivität in der Umgebung der Schweizer Kernkraftwerke unabhängig von den Betreibern mit einem eigenen Messsystem, dem Messnetz zur automatischen Dosisleistungsüberwachung in der Umgebung der Kernkraftwerke MADUK. Insgesamt 57 Immissionsstationen in 4 Teilnetzen mit je 12 bis 17 Stationen im Umkreis von rund 6 Kilometern der Kernkraftwerke sind seit 1994 in Betrieb.

Die gemessenen Werte werden im 10-Minuten Takt erhoben und können während eines Monats online auf der Website des ENSI eingesehen werden. Eine Ausweitung der Darstellungsperiode ist im Laufe des Jahres 2015 vorgesehen.

Die höchsten gemessenen Ortsdosisleistungen sind nach Ort, Datum und Uhrzeit in den Jahresberichten des ENSI aufgelistet.

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