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ENSI-Strahlenschutzseminar 2024: Messmittel im Strahlenschutz

Am 31. Oktober 2024 hielt das ENSI zum mittlerweile fünften Mal ein Strahlenschutzseminar ab. Rund 50 Fachleute diskutierten über Messmittel, welche relevant für den Strahlenschutz sind, sowie über deren Einsatz.

Strahlenschutzseminar 2024

Das Thema des diesjährigen Seminars lautete «Messmittel im Strahlenschutz». Teilgenommen haben Strahlenschutzexperten der Schweizer Kernanlagen, des Eidgenössischen Instituts für Metrologie (METAS), des Messgeräteherstellers Mirion sowie des ENSI.

In Kernanlagen ist der Schutz von Mensch und Umwelt vor ionisierender Strahlung von zentraler Bedeutung. Um die Dosis nach dem ALARA-Prinzip («As Low As Reasonably Achievable», «so niedrig wie vernünftigerweise möglich») gering zu halten, aber auch um die akkumulierte Dosis präzise zu erfassen, kommen diverse Messmittel und -geräte zum Einsatz.

Das PSI präsentiert seine Dosimetriesysteme

Als grösstes Forschungszentrum für Natur- und Ingenieurwissenschaften in der Schweiz betreibt das Paul Scherrer Institut (PSI) mehrere Kernanlagen zu Forschungszwecken. Am Strahlenschutzseminar stellte Sabine Mayer die Dosimetriesysteme des PSI vor. Um die Exposition der Mitarbeitenden zu überwachen, kommen Personendosimeter zum Einsatz. Diese gibt es in verschiedenen Ausführungen, zum Beispiel unterscheidet man zwischen aktiven und passiven Dosimetern. Aktive Dosimeter können die Dosis in Echtzeit bestimmen und sind häufig mit Alarmwerten programmiert, um der Trägerin oder dem Träger zu signalisieren, falls die Dosis oder die Dosisleistung zu hoch ist. Passive Dosimeter werden nach einem erledigten Einsatz ausgelesen, um die erfahrene Strahlenexposition zu bestimmen.

METAS berichtet über Radon und das eigene Labor für ionisierende Strahlung

Das Eidgenössische Institut für Metrologie (METAS) ist das Kompetenzzentrum des Bundes für alle Fragen des Messens, für Messmittel und Messverfahren. Es erteilt Zulassungen für Messmittel für ionisierende Strahlung und führt Bauartprüfungen durch.

Peter Peier stellte in seinem Vortrag das Labor für ionisierende Strahlung vor und referierte ausserdem über die Radondosimetrie. Diese befasst sich mit dem Nachweis von Radon in der Raumluft. Radon ist ein natürlich vorkommendes radioaktives Edelgas, welches aus dem Boden austreten und sich beispielsweise in Kellern von Gebäuden sammeln kann. Um die Bevölkerung zu schützen, gelten in der Schweiz Grenzwerte für die Radonkonzentration in der Raumluft. Peier erklärte die technische Herausforderung zur Bestimmung der Radonexposition und erläuterte die Vor- und Nachteile von aktiven und passiven Messsystemen.

Messkampagne des ENSI

Bénédicte Hofstetter-Boillat vom ENSI stellte die Ergebnisse einer im Rahmen von Inspektionen durchgeführten Messkampagne des ENSI vor. Die Inspektionen fanden zwischen März und August 2024 in allen Schweizer Kernkraftwerken sowie im Zentralen Zwischenlager ZWILAG in Würenlingen statt. Das Ziel war die Überprüfung der messtechnischen Parameter der eingesetzten Freimessschränken, welche für die Befreiung von Materialien des täglichen Gebrauchs eingesetzt werden. Zu diesem Zweck wurden spezielle Kalibrierquellen gefertigt, die über eine präzise bekannte Aktivität aufweisen. Die Ergebnisse der Überprüfung zeigen, dass es sich bei den eingesetzten Freimessschränken um eine zuverlässige und langlebige Messtechnik handelt.

Der Rückbau im KKM schreitet voran

Messmittel kommen auch beim sogenannten Freimessen bzw. Befreien von Materialien und Räumen zum Einsatz. Hierbei handelt es sich um den messtechnischen Nachweis, dass Materialien oder Räume so wenig Radioaktivität aufweisen, dass sie gemäss Strahlenschutzgesetzgebung keine radiologische Gefahr darstellen.

Sylvain Pelloux vom Kernkraftwerk Mühleberg (KKM) berichtete über die Befreiung von Materialien und Gebäuden im stillgelegten Kernkraftwerk. Dieses befindet sich seit 2020 im Rückbau. Seit September 2023 hat es auf dem Areal des KKM keine Brennelemente und in der Anlage kein spaltbares Kernmaterial mehr.

Mirion referiert über Hochdosisleistungsmessungen

Am Nachmittag hielt Peter Peiffer vom Messgerätehersteller Mirion einen Vortrag über Hochdosisleistungsmessungen. Die Messung von hohen Dosisleistungen, wie sie beispielsweise in Abklingbecken für Brennelemente oder Wiederaufbereitungsanlagen auftreten können, ist technisch anspruchsvoll. Ferner kann es in den Messgeräten durch die hohe Strahlungsbelastung zu Schäden wie Materialermüdung oder vorzeitiger Alterung der Elektronik kommen. Die Entwicklung von Messgeräten, welche diesen Anforderungen gerecht werden, ist entsprechend herausfordernd und kostspielig. Pfeiffer führte zudem aus, wie sich die «Chip Krise» auf die Lieferbarkeit von Hochdosismessinstrumenten ausgewirkt und wie die Industrie mit Innovation darauf reagiert hat.

Weiterbildung für Strahlenschutzfachleute

Das Strahlenschutzseminar des ENSI findet jährlich statt. Es dient als Plattform sowohl zur Weiterbildung als auch für den Austausch zwischen Strahlenschutzfachleuten der ganzen Schweiz.

Anerkanntes Strahlenschutzpersonal muss sich entsprechend seiner Verantwortung und Tätigkeit nebst der notwendigen Strahlenschutz-Ausbildung mindestens alle drei Jahre weiterbilden. Dies wird in der Strahlenschutz-Ausbildungsverordnung so festgelegt.

Das ENSI, dessen oberstes Ziel es ist, Mensch und Umwelt vor Schäden durch ionisierende Strahlung zu schützen, bietet den Schweizer Strahlenschutzfachleuten jedes Jahr ein Strahlenschutzseminar zur Fortbildung an.

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