Durch welches – genau zu beschreibendes -Schleusensystem wird eine Freisetzung von radioaktiven Stoffen durch die großen Transportöffnungen im 1. und 2. Containment und gleichzeitig offenem Reaktordruckgefäß in die Umwelt/Biosphäre verhindert?
Beantwortet von ENSI
Es muss zwischen dem Leistungsbetrieb und den Revisionsstillständen unterschieden werden. Reaktoren eines Kernkraftwerks müssen im Leistungsbetrieb in einem Containment betrieben werden. Als Containment wird eine dichte, druckfeste Gebäudekonstruktion (aus Stahl) verstanden, die im Betrieb nur über Schleusen betreten oder verlassen werden kann. Containments stellen die Schutzzielfunktion „Rückhaltung radioaktiver Stoffe“ sicher.
Das Containment besteht aus einem Primär- und Sekundärcontainment. Das Primärcontainment ist ein Containment, das den Reaktor eines Kernkraftwerks vollständig umgibt. An Dichtheit und Druckfestigkeit werden hohe Anforderungen gestellt, die im Leistungsbetrieb und bei Störfällen gewährleistet sein müssen. Die Containment-Konstruktion aus Stahl muss auch bei erhöhter Temperatur dicht und bis zu einigen bar überdruckfest sein. Fallweise werden Primärcontainments inertisiert.
Das Sekundärcontainment ist üblicherweise ein Confinement, das ein Primärcontainment vollständig umgibt. Im Fall vom Kernkraftwerk Beznau kann das Sekundärcontainment auch als Containment bezeichnet werden, weil es druckfest ist. An Dichtheit und Druckfestigkeit werden an ein Sekundärcontainment geringere Anforderungen gestellt. Die Gebäudekonstruktion aus Stahl und Beton schützt das Primärcontainment vor Ausseneinflüssen. Das Sekundärcontainment stellt ebenfalls die Schutzzielfunktion „Rückhaltung radioaktiver Stoffe“ sicher. Während ein Containment ohne aktive Massnahmen (beispielsweise Kompressoren) dicht bleibt, benötigt ein Confinement einen leichten Unterdruck gegenüber der Aussenatmosphäre. Dieser Unterdruck wird mit Kompressoren oder Ventilatoren aufrechterhalten.
Gebäude, die eine Rückhaltefunktion für Schadstoffe durch einen permanenten Unterdruck im Inneren gewährleisten, werden als Confinement bezeichnet. Betriebe, die mit offenen radioaktiven Stoffen umgehen, sind überwiegend in Confinements untergebracht. Dazu gehören Forschungsreaktoren, Labors mit Hotzellen, Produktionsstätten für medizinische Radionuklide und Lager für radioaktive Abfälle.
Das Confinement ist ein solides, überwiegend fensterloses, fugendichtes Gebäude, das permanent in leichtem Unterdruck gegenüber Aussen steht. Dadurch wird erreicht, dass gas- oder aerosolförmige Schadstoffe, insbesondere radioaktive Stoffe, im Gebäude zurückgehalten werden. Das Confinement wird über Türen und Tore begangen, die für besondere Ladevorgänge auch über längere Zeit offen sein können, wenn keine Gefahr für eine Schadstoffausbreitung besteht.
Während der Revisionsabstellung werden das Primärcontainment und das Sekundärcontainment durch das Öffnen der Schleusen de facto auf ein Confinement reduziert. Der Austausch der Deckel der Reaktordruckbehälter erfolgt im Rahmen einer Revisionsabstellung formal in einem Confinement. Die Schutzzielfunktion Rückhaltung radioaktiver Stoffe ist zu gewährleisten.