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Frage 15: Auswirkungen der Neuhausen-Störung und Wildensbuch-Flexur

Welche Relevanz wird der Neuhauser Störung und damit verbunden der Wildensbucher Flexur zuerkannt für die Langzeitentwicklung im Prognosezeitaum (Wasserwegsamkeit, Erosionsanfälligkeit bei glazialer Tiefenerosion)?

 

Thema , , Bereich
Eingegangen am 23. Dezember 2005 Fragende Instanz Vertreter des Kantons Schaffhausen
Status beantwortet
Beantwortet am 23. Dezember 2005 Beantwortet von

Beantwortet von Nagra

Zur Relevanz der Neuhauser Störung bezüglich der Langzeitszenarien stehen folgende Aspekte im Vordergrund:

Neotektonische Aspekte:

Wir verweisen auf die Antworten zu den TFE-Fragen 5 und 6 sowie auf NTB 99-08, Kap. 5.1.2 und NTB 00- 03, S. 90/91.

Morphologische Aspekte:

Postulate, wonach in der Nordschweiz das Talnetz durch tektonische Elemente (störungsbedingte Schwächezonen) vorgezeichnet sei, konnten bisher nicht bestätigt werden. So verläuft z.B. die Neuhauser Störung völlig quer zum heutigen Talnetz und südlich des Rheins sogar mitten durch die persistierende Hochzone des Cholfirst. Sie tritt höchstens lokal und geringfügig morphologisch in Erscheinung; eine erhöhte Erosionsanfälligkeit im Bereich der Störung ist jedenfalls nicht evident. Die Neuhauser Störung hat also offensichtlich für die Oberflächendynamik keine grössere Bedeutung und wurde deshalb auch erst relativ spät überhaupt erkannt (Hofmann 1981; NTB 94-14).

Wasserwegsamkeit:

Es gibt keine Hinweise, dass die Neuhauser Störung (bzw. die Störungen innerhalb der Wildensbucher Flexur) hydraulisch von Bedeutung sind. Die chemischen und isotopenhydrologischen Parameter der verschiedenen Tiefengrundwässer aus der Bohrung Benken zeigen eine eigenständige Entwicklung der Grundwässer innerhalb der verschiedenen Grundwasserleiter und einen ausgeprägten Stockwerkbau ohne Hinweise auf signifikante advektive Kommunikation zwischen den einzelnen Grundwasserleitern (NTB 02-03, Kap. 4.7). Mit dem hydrodynamischen Modell (NTB 02-03, Kap. 6.4.3) wird gezeigt, dass die effektive Transmissivität der Neuhauser Störung und der Störungen entlang der Wildensbucher Flexur sicher kleiner als  1 x 10-7 m2/s ist. Höhere Transmissivitäten würden zwangsläufig zu einer markanten Veränderung der Grundwasserzirkulationsverhältnisse im Untersuchungsgebiet führen und damit zu einem anderen Druckhöhenprofil in der Bohrung Benken. Die Ergebnisse der Sicherheitsanalyse (NTB 02-05) sind im Referenzfall unabhängig von den hydrodynamischen Parametern im Bereich der Neuhauser Störung. Es wird nämlich konservativerweise unterstellt, dass die aus dem Nahfeld freigesetzten Radionuklide nach 40 m diffusiv-advektivem Transport im Wirtgestein instantan in die Biosphäre oder in den Malm-Aquifer gelangen, d.h. sie gelangen gar nicht bis in den Bereich der Neuhauser Störung.

Referenzen:

Hofmann, F. (1981): Geologischer Atlas der Schweiz 1:25’000, Blatt 74 (LK 1031): Neunkirch mit Erläuterungen. Schweiz. geol. Komm.

Müller, W.H., Naef, H. & Graf, H.R. (2002): Geologische Entwicklung der Nordschweiz, Neotektonik und Langzeitszenarien Zürcher Weinland. Nagra Tech. Ber. NTB 99-08.

Naef, H., Birkhäuser, P. & Roth, P. (1995): Interpretation der Reflexionsseismik im Gebiet nördlich Lägeren – Zürcher Weinland. Nagra Tech. Ber. NTB 94-14. Nagra, Wettingen.

Nagra (2002): Projekt Opalinuston – Synthese der erdwissenschaftlichen Untersuchungsergebnisse. Nagra Tech. Ber. NTB 02-03. Nagra, Wettingen.

Nagra (2002): Project Opalinus Clay – Safety Report. Nagra Tech. Ber. NTB 02-05. Nagra, Wettingen