Im Falle von Tschernobyl wurden sehr schnell nach Beginn des Unfalls grosse Mengen an Radioaktivität freigesetzt. Dadurch konnte keine rechtzeitige Evakuierung erfolgen, und nicht nur das Betriebspersonal vor Ort, sondern auch die Bevölkerung der umliegenden Gebiete war höheren Strahlungsdosen ausgesetzt. Während der folgenden Tage und Wochen wurden zunächst insgesamt etwas mehr als 100’000 Menschen in einem Umkreis von 30 Kilometern evakuiert, in den folgenden Jahren weitere gut 200’000.
Die infolge Explosion und Brand in grosse Höhen transportierte radioaktive Wolke kontaminierte Teile der Ukraine, von Weissrussland und Russland sowie grosse Gebiete Europas in unterschiedlichem Ausmass. Zur Bewältigung des Unfalls, insbesondere zur Verhinderung weiterer Freisetzungen durch Einschluss des Unglücksreaktors in einem so genannten Sarkophag, wurden hunderttausende von Arbeitern („Liquidatoren“) eingesetzt. Vor allem die unmittelbar nach dem Unfall eingesetzten Personen erhielten dabei teils sehr hohe Strahlendosen.
Nach Einschätzung der japanischen Behörden betrug die am Standort Fukushima bis heute freigesetzte Radioaktivität rund ein Zehntel derjenigen von Tschernobyl. Von Fukushima breitete sich diese weniger stark über die Atmosphäre aus, daher konzentriert sich die Belastung tendenziell stärker auf die umliegende Region. Ein erheblicher Teil der Radioaktivität wurde bei den vorherrschenden Westwinden auf den Pazifik hinaus getragen, zudem gelangte stark radioaktives Kühlwasser ins Meer. Da erst nach einigen Tagen grössere Freisetzungen von Radioaktivität erfolgten, konnte die Bevölkerung, etwa 70’000 bis 80’000 Menschen, in einem Umkreis von 20 Kilometern rechzeitig evakuiert werden.
Später wurde die Evakuierung auf einzelne stärker belastete Gebiete ausserhalb dieser Zone ausgedehnt. Die Zahl der zur Unfallbewältigung erforderlichen Einsatzkräfte ist in Fukushima deutlich geringer. Gemäss den japanischen Behörden haben von den etwa 300 Arbeitern, welche in Fukushima-Daiichi eingesetzt werden, 28 eine Dosis von über 100 Millisievert erhalten; kein Arbeiter hat demnach bisher den von den Behörden festgelegte Grenzwert für Notfälle von 250 Millisievert erreicht.
Die mittel- und langfristigen Konsequenzen für Mensch und Umwelt im Falle des Fukushima-Ereignisses sind heute zwar schwierig abzuschätzen. Insgesamt ist aber davon auszugehen, dass die radiologischen Auswirkungen des Unfalls von Fukushima deutlich kleiner sein werden als bei dem von Tschernobyl. Um Tschernobyl wurde eine Sperrzone von etwa 4000 Quadratkilometern eingerichtet, die bis heute und noch lange Zeit nicht genutzt werden kann. Wie lange dies bei der jetzt eingerichteten Sperrzone von 20 Kilometern um den Standort Fukushima-Daiichi der Fall sein wird, kann derzeit noch nicht gesagt werden. Dabei sollte neben den radiologischen Folgen ein weiterer Faktor nicht vergessen werden: die psychischen Folgen der Angst vor der Strahlung und der Entwurzelung der umgesiedelten Menschen.