Welche Vorteile der besten Wirtgesteine des westlichen Molassebeckens (insbesondere Marnes Bariolées des Chattien) im Vergleich zu den durch die Nagra ausgewählten Wirtgesteinen für SMA-Lager (insbesondere brauner Dogger, Effinger Schichten und Mergel-Formationen des Helvetikums) stehen welchen entsprechenden Nachteilen gegenüber?
Beantwortet von Nagra
Von den 180-360 m mächtigen Marnes Bariolées s.l. kommen nur die 130 – 200 m mächtigen, tonreichen Marnes Bariolées s.str. als potenziell mögliches Wirtgestein in Frage (siehe Figur 5.3-31 in NTB 08-04). Die anderen Bereiche enthalten reichlich Sandsteine, welche ein Lager verunmöglichen.
Gegenüber dem Kenntnisstand 2005 (Optionenbericht NTB 05-02) stehen aufgrund umfangreicher Zusatzarbeiten (Kompilation aller verfügbaren Ergebnisse von hydraulischen Tests, synthetische 3D-Seismik, Feldbegehung mit Prof. Matter/Schlunegger, Universität Bern, hydraulische Tests in drei Bohrungen in der vergleichbaren OSM, etc.) neue Unterlagen zur Verfügung (siehe Kapitel 4.3.5 in NTB 08-04).
Es verbleibt als einziger Vorteil der Marnes Bariolées ihre grossräumige Verbreitung im westlichen Molassebecken. Nachteilig für die Marnes Bariolées sind die darin enthaltenen durchlässigen Rinnengürtel (Ablagerungen mäandrierender Flusssysteme); auch wenn diese weniger häufig auftreten als in der übrigen USM (siehe Figur 4.3-32 in NTB 08-04).
Die Mindestanforderung an die (vertikale) hydraulische Durchlässigkeit ist zwar knapp erfüllt, die verschärften Anforderungen an die horizontale Durchlässigkeit jedoch nicht; deshalb wurde die Option Marnes Bariolées in der USM zurückgestellt (‚Ausweichen‘ mit Lagerkammern schwierig).
Die Exploration einzelner Rinnengürtel mit 3D-Seismik ist in der Praxis nicht möglich (zu geringe Mächtigkeit, unterschiedliche seismische Impedanz der verschiedenen Rinnengürtel aufgrund unterschiedlicher diagenetischer Zementation).
Weiter bestehen Hinweise auf grossräumigen (‚langsamen‘) Stofftransport: Die verbreiteten Öl- und Gas-Anzeichen (das Öl stammt aus einem marinen Muttergestein aus dem tieferen Molassebecken) und das Fehlen grösserer Kohlenwasserstoff-Vorkommen hat dazu geführt, dass die Erdölgeologen die USM als leaky cap rock bezeichnen (Greber et al. 2004). Bei der Migration der Kohlenwasserstoffe tragen vermutlich auch Störungen mit einer erhöhten Transmissivität bei. Ein weiterer Hinweis auf grossräumigen langsamen advektiven Stofftransport ist die schief zu Formationsgrenzen verlaufende hydrochemische Zonierung (Schmassmann 1990).
Referenzen
Greber, E., Leu, W. & Schegg, R. (2004): Hydrocarbon Habitat and Potential of Switzerland – An evaluation of the oil and gas potential of Switzerland based on public well data, seismic lines and basin modelling results. Unpubl. Int. Rep., Geoform Ltd., Minusio.
Schmassmann, H. (1990): Hydrochemische Synthese Nordschweiz: Tertiär- und Malm-Aquifere. Nagra Tech. Ber. NTB 88-07.