Die Betreiber der Kernkraftwerke (KKW) in der Schweiz haben im Jahr 2024 die bewilligten Betriebsbedingungen eingehalten. Im Berichtsjahr kam es in den KKW zu 34 meldepflichtigen Vorkommnissen mit Bezug zur nuklearen Sicherheit, die das ENSI alle der Stufe 0 der internationalen Ereignisskala INES zugeordnet hat.
Die Abgaben radioaktiver Stoffe der Kernanlagen an die Umwelt lagen im Berichtsjahr wiederum weit unterhalb der bewilligten Limiten. Der Schutz der Bevölkerung und der Umwelt vor den Auswirkungen radioaktiver Strahlung war jederzeit gewährleistet.
Höhere Anzahl an Vorkommnissen
Die Anzahl an meldepflichtigen Vorkommnissen der in Betrieb stehenden KKW ist mit 33 im Vergleich zum Vorjahr um 11 gestiegen. Im KKW Beznau kam es zu 14 Vorkommnissen, im Vorjahr waren es sieben. Zur höheren Anzahl haben unter anderem drei Vorkommnisse beigetragen, die auf Unregelmässigkeiten in der externen Stromversorgung zurückzuführen waren. Weitere vier Vorkommnisse betrafen alterungsbedingte Leckagen: Drei der Leckagen befanden sich im Chemie- und Volumenregelsystem und eine war an einem Speisewasserbehälter. Die Leckagen traten an Komponenten auf, die bei der Errichtung des KKW Beznau ohne Anwendung des nuklearen Regelwerks gebaut und erst später aufgrund des geänderten Regelwerks einer nuklearen Sicherheitsklasse zugewiesen wurden. Das ENSI begleitet diese Problematik im Rahmen seiner Aufsichtstätigkeit engmaschig.
Das KKW Gösgen verzeichnete zehn Vorkommnisse. Im Vorjahr waren es acht. Zur höheren Anzahl trugen zwei Vorkommnisse mit Fremdmaterialeintrag bei. Das ENSI hat dieses Thema im Rahmen einer Inspektion adressiert.
Auch im KKW Leibstadt ist die Anzahl an Vorkommnissen verglichen mit dem Vorjahr um zwei auf neun gestiegen. Dazu beigetragen haben zwei Vorkommnisse beim Verfüllen von Abfallgebinden im Rahmen der Verfestigung radioaktiver Rückstände. Das KKW Leibstadt hat eine Analyse durchgeführt und daraus Optimierungen für den Betrieb der Verfestigungsanlage abgeleitet und umgesetzt.
Das KKW Mühleberg, das sich in der Stilllegung befindet, verzeichnete im Jahr 2024 ein meldepflichtiges Vorkommnis.
Im Zentralen Zwischenlager der Zwilag kam es zu zwei Vorkommnissen, die ebenfalls der INES-Stufe 0 zugeordnet wurden. Das Paul Scherrer Institut und die Ecole Polytechnique de Lausanne verzeichneten keinen meldepflichtigen Befund.
Entsorgung radioaktiver Abfälle
Ende November 2024 hat die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle, Nagra, beim Bundesamt für Energie die Rahmenbewilligungsgesuche für ein Tiefenlager im Standortgebiet Nördlich Lägern (Kanton Zürich) und eine Verpackungsanlage in Würenlingen (Kanton Aargau) eingereicht. Das ENSI ist für die sicherheitstechnische Beurteilung zuständig und hat die Gesuche im Berichtsjahr in einem ersten Schritt auf Vollständigkeit geprüft.
Zur Vorbereitung seiner aktuellen Beurteilungsarbeiten hat sich das ENSI mit den zu klärenden Fachfragen auseinandergesetzt und diese im Rahmen seiner regulatorischen Forschung berücksichtigt. Diese Forschungsarbeiten erfolgen in Zusammenarbeit mit diversen Fachleuten aus Universitäten, Forschungseinrichtungen und privaten Unternehmen.