Das Schlusswort des ENSI-Direktors Marc Kenzelmann brachte den regen Informations- und Erfahrungsaustausch beim 11. Zusammenkommen der Commissione Italo-Svizzera am 1. und 2. Juli 2025 in Versoix (Genf) auf den Punkt: «Verglichen mit dem letzten Treffen vor zwei Jahren spüre ich eine neue Dynamik in all den behandelten Themen, sei es im regulatorischen Bereich, bei der Entsorgung radioaktiver Abfälle, beim Strahlen- und Notfallschutz aber auch in Bezug auf die internationalen Aufsichtsmissionen.» Italiens Energiepolitik befindet sich im Wandel. Nach dem Referendum von 1987, das den Verzicht auf Kernenergie forderte, plant Italien jetzt wieder den Einstieg in die Kernenergie. Das Ispettorato nazionale per la sicurezza nucleare e la radioprotezione (ISIN) erwähnte beim bilateralen Treffen, dass Italien zur Deckung eines wesentlichen Anteils seiner Stromnachfrage eine Option in der Kernenergie sieht.

Unabhängigkeit der nuklearen Aufsichtsbehörden betont
Im Rahmen der Gespräche wurde die Bedeutung der finanziellen und politischen Unabhängigkeit der nuklearen Aufsichtsbehörden hervorgehoben. Zugleich wurde auf die Herausforderung hingewiesen, qualifizierten Nachwuchs für den nuklearen Bereich zu gewinnen, insbesondere angesichts des zunehmenden internationalen Wettbewerbs um hochqualifizierte Fachkräfte.
Zum Thema Entsorgung informierte die Schweiz über den Stand des Sachplans geologisches Tiefenlager sowie die Veröffentlichung der Rahmenbewilligungsgesuche der Nagra für das geologische Tiefenlager und die Verpackungsanlage für radioaktive Abfälle. Italien berichtete über ihr nationales Programm zur Umsetzung der Strategie für die Entsorgung abgebrannter Brennelemente und radioaktiver Abfälle, das 2019 angenommen worden ist, und über die im Jahre 2023 erfolgte IAEA-Artemis-Mission zum integrierten Überprüfungsdienst für die Entsorgung radioaktiver Abfälle und abgebrannter Brennelemente, Stilllegung und Sanierung.
Im Themengebiet Strahlenschutz und Notfallschutz hat das ENSI eine Übersicht über aktuelle Gesetze und kommende Änderungen gezeigt, unter anderem die Einführung des Verursacherprinzips im Strahlenschutz. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz hat über die neue Krisenorganisation der Bundesverwaltung informiert. Italien berichtete von seiner lehrreichen Teilnahme an der sechsten internationalen Notfallübung INEX-6 der NEA-OECD, die im Jahr 2024 stattfand.
Die Schweizer Delegation, geleitet vom ENSI, bestand auch aus Vertreterinnen und Vertretern des Bundesamtes für Energie (BFE) und des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz (Nationale Alarmzentrale und Ereignisbewältigung NEOC). Von italienischer Seite nahmen Bereichsleiterinnen und Bereichsleiter des Ispettorato Nazionale per la Sicurezza Nucleare e la Radioprotezione (ISIN) teil, die die Aufsichtsbereiche nukleare Sicherheit, Notfallorganisation, Strahlenschutz und Entsorgung radioaktiver Abfälle abdecken.
Die nächste Sitzung der Commissione Italo-Svizzera wird im Frühjahr 2027 in Italien stattfinden.