Betroffenes Werk / Titel
KKW Beznau 2: Bruch am Antriebsgehäuse einer Armatur
Datum / Zeit
12. Juli 2024 / 10:30 Uhr
Sachverhalt
Im Zuge einer Schalthandlung zur Vorbereitung einer Funktionsprüfung im Notstand-Brunnenwassersystem des Blocks 2 stellte am 12. Juli 2024 das Betriebspersonal des KKW Beznau an einem manuellen Antrieb einer Armatur eine Beschädigung fest. Die als Drehklappe ausgeführte Armatur sollte für eine geplante Funktionsprüfung geschlossen werden. Eine erste Beurteilung des vorliegenden Sachverhalts durch das KKW Beznau zeigte, dass die Armatur trotz des Befundes geschlossen und geöffnet werden konnte. Die Funktionsprüfung konnte am gleichen Tag erfolgreich abgeschlossen werden.
Die Anlage befand sich zum Zeitpunkt des Vorkommnisses im ungestörten Volllastbetrieb.
Einstufung (nach Richtlinie ENSI-B03)
INES: Stufe 0
Massnahmen des Betreibers
Der Betreiber kontrollierte umgehend das Antriebsgehäuse der baugleichen Armatur im Notstand-Brunnenwassersystem des Blocks 1 des KKW Beznau sowie alle baugleichen Armaturen in den anderen Systemabschnitten. Dabei wurde ebenfalls eine Beschädigung am Antriebsgehäuse der baugleichen Armatur im Notstand-Brunnenwassersystem des Block 1 festgestellt. Die anderen überprüften Armaturen waren ohne Befund. Die beiden beschädigten Antriebe im Block 1 und Block 2 wurden ersetzt.
Das KKW Beznau plant, die Wartungs- und lnstandhaltungspläne aller baugleichen Armaturen in Hinsicht auf den Antrieb zu überprüfen. Weiter sollen die Antriebe aller baugleichen Armaturen im Hinblick auf eine korrekte Bedienung mit besonderen Hinweisen gekennzeichnet werden. Ebenfalls wird das KKW Beznau bis Ende März 2025 eine abschliessende Schadensanalyse durch eine Fachfirma erstellen lassen, um die genaue Fehlerursache für die Brüche an den Antriebsgehäusen bestimmen zu können.
Massnahmen des ENSI
Das ENSI fordert das KKW Beznau auf, ihm den Prüfbericht der Fachfirma zur Schadensuntersuchung an den Antriebsgehäusen zusammen mit einer abschliessenden eigenen Bewertung einzureichen.
Beurteilung durch das ENSI
Die vom Bruch betroffene Armatur wird im Leistungsbetrieb ausschliesslich für eine im Notstand-Brunnenwassersystem alle zwei Jahre stattfindende Prüfung geschlossen. Nach erfolgreichem Abschluss der Prüfung wird die Armatur wieder geöffnet. Zudem wird die Armatur genutzt, um während einer Revisionsabstellung den Systemabschnitt für geplante Instandhaltungsmassnahmen isolieren zu können.
Die Integrität der Armatur war durch die Beschädigung am Antriebsgehäuse nicht beeinträchtigt. Im Sinne einer konservativen Beurteilung des festgestellten Sachverhalts nimmt das KKW Beznau an, dass bei einem zu postulierenden Erdbeben die Klappe in die Zu-Stellung gefallen und somit ein Teil der Notstand-Rezirkulationskühlung nicht vollumfänglich verfügbar gewesen wäre. Das ENSI kommt zu dem Schluss, dass die vom KKW Beznau in seiner Analyse zur Kernschadenshäufigkeit getroffenen Annahmen nachvollziehbar sind.
Kriterien für die Aufschaltung auf der ENSI-Website
- Vorkommnis, das mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 1 zu 100 Millionen zu einem Kernschaden führt.
Das ENSI informiert die Öffentlichkeit in seinem jährlichen Aufsichtsbericht über sämtliche meldepflichtigen Vorkommnisse im Bereich der nuklearen Sicherheit. Über Vorkommnisse, die eines der folgenden Kriterien erfüllen, informiert das ENSI auf der Website laufend:
- INES-Stufe 1 oder höher,
- Auslösung von Sicherheitssystemen,
- Vorkommnis, das mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 1 zu 100 Millionen zu einem Kernschaden führt,
- Inkorporation radioaktiver Stoffe mit einer Folgedosis von mehr als 1 mSv.