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KKW Mühleberg muss die ANPA- und EMI-Daten nicht mehr permanent übertragen

Der Schutz vor radioaktiven Stoffen ist auch während der Stilllegung eines Kernkraftwerks (KKW) wichtig. Das KKW Mühleberg ist seit Betriebsbeginn im Jahre 1972 verpflichtet, die radioaktiven Abgaben zu überwachen und die über Fortluft und Abwasser abgegebene Radioaktivität zu bilanzieren und auszuweisen. Dies wird auch weiterhin in der Stilllegung so bleiben. Ab Oktober 2023, seit dem Start der zweiten Phase der Stilllegung, wird das ENSI die sogenannten «ANPA- und EMI-Daten» hingegen nicht mehr publizieren.

Die Stilllegung des KKW Mühleberg umfasst mehrere Phasen. Seit dem Start der ersten Phase im Jahr 2020 nahm das Gefährdungspotenzial des KKW kontinuierlich ab, da Brennelemente und aktivierte und kontaminierte Komponenten aus der Anlage abtransportiert wurden. Die erste Phase endet, wenn im KKW Mühleberg keine Brennelemente mehr vorhanden sind und damit die sogenannte Brennstofffreiheit erreicht ist. Gemäss Stilllegungsverfügung hat das ENSI den Beginn der zweiten Phase nach eingehenden Prüfungen freigegeben.

Auch in der zweiten Phase der Stilllegung ist das KKW Mühleberg verpflichtet, die radioaktiven Abgaben zu überwachen und die über Fortluft und Abwasser abgegebene Radioaktivität zu bilanzieren und in seiner monatlichen Berichterstattung auszuweisen. Auch müssen unzulässige radioaktive Abgaben sofort dem ENSI gemeldet werden. Das ENSI wird die bilanzierten radioaktiven Abgaben wie bisher im Rahmen seiner Aufsichtstätigkeit überprüfen, monatlich auf der Website des ENSI und jährlich im Strahlenschutzbericht des ENSI publizieren. Ab dem Berichtsmonat Oktober 2023 wird das ENSI die ab diesem Zeitpunkt nicht mehr permanent übertragenen EMI- und ANPA-Daten des KKW Mühleberg jedoch nicht mehr publizieren können.

Permanent übertragene ANPA- und EMI-Daten sind gemäss ENSI nicht mehr notwendig

Bisher war das KKW Mühleberg wie die anderen KKW verpflichtet, die ANPA- und EMI-Daten permanent ans ENSI zu übertragen. Da das Gefährdungspotenzial des KKW Mühleberg seit dem Start der Stilllegung kontinuierlich abgenommen hat und sich in der zweiten Stilllegungsphase keine Brennelemente mehr auf dem Areal befinden, hat das ENSI untersucht, inwieweit die Anlageparameter aus dem KKW Mühleberg für die Notfallorganisation des ENSI für Diagnosen und Prognosen eines Störfallverlaufes noch geeignet und zweckmässig sind.

In der Stilllegungsphase 2 befinden sich keine abgebrannten Brennelemente mehr im Brennelementbecken des KKW Mühleberg. Grosse Temperatur-, Druck- und Aktivitätsanstiege (ANPA-Daten), wie diese beispielsweise im Leistungsbetrieb bei Störfällen möglich waren, sind daher nicht mehr zu erwarten. Deshalb wird keine Betriebsbereitschaft der Störfallinstrumentierung mehr verlangt. Damit ist auch ihre Übertragung aus der Perspektive der Diagnose und Prognose bei Störfällen nicht mehr notwendig.

In der Stilllegungsphase 2 wird die Kaminfortluft nur noch hinsichtlich radioaktiver Aerosole überwacht, da radioaktive Edelgase und radioaktives Jod nicht mehr in der Anlage vorhanden sind. Da ein grosser Anteil der Radioaktivität in der Anlage in gebundener Form vorliegt, ist eine länger andauernde Freisetzung unwahrscheinlich, womit auch die Zweckmässigkeit einer Diagnose oder Prognose der abgegebenen Aktivität durch das ENSI anhand von Daten der Kamininstrumentierung (EMI-Daten) entfällt. Eine dauerhafte Übertragung der Aerosolmessungen in der Kaminfortluft an das ENSI ist somit aus der Perspektive der Diagnose und Prognose bei Störfällen nicht mehr notwendig.

Aufgrund dieser Betrachtungen kam das ENSI zum Schluss, dass die permanente Datenübertragung von ANPA- und EMI-Daten des KKW Mühleberg in der Stilllegungsphase 2 nicht mehr zweckmässig ist. Das KKW Mühleberg ist aber weiterhin verpflichtet, die radioaktiven Abgaben zu überwachen und zu bilanzieren. Das ENSI wird die bilanzierten radioaktiven Abgaben wie bisher monatlich auf seiner Website publizieren.

Messnetz des ENSI weiterhin auch beim KKW Mühleberg im Einsatz

Das ENSI verfügt neben den von Kernanlagen übertragenen Daten über ein Netz von Messstationen rund um die Kernkraftwerke, um die Dosisleistung zu erfassen. Die Daten des MADUK-Systems (Messnetz zur automatischen Dosisleistungsüberwachung in der Umgebung der Kernkraftwerke) sind seit vielen Jahren laufend auf der ENSI-Website abrufbar. In seinem Strahlenschutzbericht und im Bericht «Umweltradioaktivität und Strahlendosen in der Schweiz» des BAG informiert das ENSI jährlich detailliert über den Strahlenschutz in seinem Aufsichtsbereich und über die Umgebungsüberwachung bei den Kernanlagen.

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