Dies zeigen die Technischen Berichte der Axpo zur maximalen Überflutungshöhe der Beznau-Insel, die das ENSI 2014 geprüft hat und nun öffentlich zugänglich macht.
Im Rahmen des EU-Stresstests hatte das ENSI gefordert, dass auslegungsüberschreitende Szenarien wie die vollständige Verklausung einer Brücke oder eines Wehres auf mögliche so genannte Cliff-Edge-Effekte untersucht werden. Dabei handelt es sich um eine sprunghafte Verschlechterung des Anlagenzustandes durch eine geringe Änderung von Anlagen- oder Einwirkungsparametern.
Im November 2014 ist es im Rahmen letzter Abklärungen zu diesen Sensitivitätsstudien zum Schluss gekommen, dass alle Schweizer Kernkraftwerke ausreichend gegen die Gefahr der Verklausung und deren Einfluss auf die Überflutung einer naheliegenden Anlage geschützt sind.
Im Rahmen eines Gesuchs gemäss Öffentlichkeitsgesetz BGÖ macht das ENSI die Technischen Berichte der Axpo zu Hochwasser und Verklausung beim Kernkraftwerk Beznau nun öffentlich zugänglich.
ENSI verlangte Modellierungen zu Hochwasser und Verklausung
Bereits kurz nach dem Reaktorunglück in Fukushima mussten alle Schweizer Kernkraftwerke erneut nachweisen, dass sie in der Lage sind, ein 10‘000-jährliches Hochwasser zu beherrschen. Das ENSI kam im September 2011 zum Schluss, dass die Kernkraftwerke in der Schweiz über einen guten Schutz verfügen. Es forderte jedoch weitere Analysen, insbesondere zum Thema Verklausung.
Sicherheitsmargen in Beznau erhöht
Das ENSI hat die Betreiber nach dem Reaktorunfall in Fukushima zudem aufgefordert, die Sicherheitsmargen gegen eine externe Überflutung zu überprüfen. 2015 verlangte die Aufsichtsbehörde Massnahmen zur weiteren Erhöhung der Sicherheitmargen. Die Überprüfung des Kernkraftwerks Beznau hatte gezeigt, dass durch eine Verbesserung der Dichtheit des Notstandsbrunnens die Sicherheitsmarge deutlich verbessert werden kann. Das ENSI forderte deshalb, dass das Kernkraftwerk Beznau bis Ende September 2015 die Entlüftungsleitungen und den Mannlochdeckel des Notstandbrunnens ertüchtigt.
Diese Massnahmen wurden zwischenzeitlich umgesetzt. Dadurch stieg die Sicherheitsmarge des Kernkraftwerks Beznau gegen eine externe Überflutung auf 5,15 Meter, was einer Überflutung des Kraftwerksgeländes von 6,00 Metern entspricht. Das ENSI überprüft zurzeit, ob weitere Massnahmen sinnvoll sind, um den Schutz der herkömmlichen Sicherheitssysteme gegen eine externe Überflutung weiter zu verbessern.
Projekt zur Neubestimmung der Hochwassergefährdung
Seit 2013 läuft zudem das Projekt EXAR unter der Leitung des Bundesamts für Umwelt BAFU, welches eine Neubestimmung der Hochwassergefährdung durch die Aare zum Ziel hat. Ausgehend davon werden die Schweizer Kernkraftwerke die Risiken für ihre jeweilige Anlage neu beurteilen müssen.
Dieser Artikel wurde am 9. März 2018 aktualisiert.
Weitere Informationen
- Schweizer Kernkraftwerke haben Hochwasseranalysen aktualisiert
- ENSI verlangt weitere Erhöhung der Sicherheitsmargen
- Dossier Hochwasser
- Technische Mitteilung TM-211-RN13020 Verklausungswahrscheinlichkeit am Stauwehr Beznau bei einem Aare-Abfluss von 4200m3/s vom 12. April 2013
- Technische Mitteilung TM-211-RN13087 Zur Berücksichtigung der Korngrössenverteilung bei der Geschiebeberechnung vom 27. Juni 2013
- Technische Mitteilung TM-211-RN13091 Verklausungswahrscheinlichkeit für die Oberwasserkanalbrücke und Zunahme des Wasserpegels bei Verklausung vom 11. Dezember 2013
- Bericht TKC 13.007 Überflutung Beznau: Ermittlung der maximalen Überflutungshöhe der Beznau-Insel unter Berücksichtigung von Feststofftransport vom 3. Dezember 2013
- AXPO-Begleitbrief vom 19. Dezember 2013